Topographie des Terrors Drucken

Ein untrennbarer Bestandteil der Analyse der repressiven Maßnahmen des NS-Regimes und ihrer Folgen für die Zusammensetzung der wissenschaftlichen Gemeinde in den böhmischen Ländern ist u.a. auch ein historiografisches Studium der einzelnen Phasen, Formen und Orte der Verfolgung von wissenschaftlichen und intellektuellen Eliten in den Jahren 1939-1945.

Die Auswahl von ca. 180 Personen spiegelt auf eine repräsentative Weise das breite Spektrum der Motive für repressive Eingriffe der deutschen Besatzungsmacht gegen die Hauptvertreter der wissenschaftlichen Intelligenz in den böhmischen Ländern in der zweiten Hälfte der 30er und der ersten Hälfte der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts wider. Es waren rassenideologische Motive, Bemühungen um eine gezielte Vernichtung der eigentlichen Fundamente der nationalen Gemeinschaft, Bemühungen um die Liquidierung des nationalen Widerstands sowie die „bloße“ Beseitigung von Personen, die für das NS-Besatzungsregime politisch oder anderweitig unbequem waren. Auch die Struktur und Topografie der Orte des Leidens und der physischen Vernichtung entspricht der breiten Skala der Verfolgungseingriffe gegen ausgewählte Vertreter der wissenschaftlichen und intellektuellen Eliten sowie deren nationalen, „rassischen“ und politisch-ideologischen Bedingtheit. Neben den Polizei- und Haftzellen, Zuchthäusern, Hinrichtungsplätzen und Konzentrationslagern zählten zu solchen Orten auch jüdische Ghettos und weitere NS-Todeslager, die sich auf dem Gebiet der besetzten böhmischen Länder, der sog. besetzten Ostgebiete sowie des Dritten Reichs befanden.

Mittels des Studiums der „Topographie des Terrors“ und dessen konkreten Erscheinungsformen bei ausgewählten Vertretern von wissenschaftlichen und intellektuellen Eliten gehen konkrete menschliche Schicksale sowie das unmessbare Leiden der einzelnen Menschen und ihrer Familienangehörigen nicht aus der zeitgeschichtlichen Forschung verloren. Dieser Ansatz stellt auch in Verbindung mit einer Analyse der Machtinstrumente der NS- Besatzungsmacht und der Funktionsweise ihres Verfolgungsapparats eine notwendige Voraussetzung für eine soziologische Analyse der Persönlichkeitsdestruktion des Einzelnen in einem System der staatlich institutionalisierten Gewalt dar.

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